Saatkrähe

Gesellige Art mit historischem Schwerpunkt

Saatkrähen zählen mit Rabenkrähe, Dohle, Kolkrabe, Eichelhäher, Tannenhäher und Elster zu den heimischen Rabenvögeln, brüten jedoch neben der Dohle als einzige Art sehr gesellig. Als Koloniebrüter, für den Nahrungsflüge aufgrund der hohen Fütterungsfrequenz nur innerhalb eines relativ geringen Aktionsradius von etwa 5 Kilometern rentabel sind, erreicht die Saatkrähe darum örtlich, wenn möglich, sehr hohe Dichten. Während außerhalb der Brutzeit pflanzliche Nahrung überwiegt, werden die Jungen bevorzugt mit Regenwürmern sowie Insekten und deren Larven gefüttert. Aber Nestplünderung anderer Singvögel ist der Saatkrähe nicht anzulasten. Seit vielen Jahrzehnten ist in und um Gelnhausen ein Brutverbreitungsschwerpunkt der Saatkrähe im Main-Kinzig-Kreis. Die Brutkolonie am Bahnhof existiert sogar bereits seit Ende des 2. Weltkriegs. Das belegt die Aussage von 1968: „Die Kolonien konzentrieren sich in Hessen auf das Kinzigtal bei Gelnhausen.“ aus dem Buch „Die Vögel Hessens“ von Berg-Schlosser. Dennoch waren die hessischen Brutbestände bis 1980 auf rund 150 Brutpaare geschrumpft. Im Jahr 1980 trat dann die Bundesartenschutzverordnung in Kraft. Wie zuvor schon in anderen Bundesländern ist die Saatkrähe seitdem auch in Hessen ganzjährig geschützt. Nach dem aktuellen Naturschutzgesetz sind auch Brutplätze dieser Art geschützt. Mittlerweile macht der Bestand im MKK ca. 1/3 der hessischen Population aus.

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Monitoring als Schutzgrundlage

Nach dem sich die Population wieder erholen konnte, sind in den letzten Jahren die fast 200 Nester zählenden Koloniestandorte allein rund um Gelnhausen jedoch um über die Hälfte geschrumpft. Auch ehemals größere Kolonien in Rodenbach oder Gründau sind teilweise komplett verwaist. Lediglich im Raum der Stadt Hanau scheint die Zahl der Brutpaare in den letzten Jahren zu steigen. Die lokalen Rückgänge können unterschiedliche Gründe haben. An manchen Orten werden im Winter Koloniebäume entfernt oder so stark zurück geschnitten, dass diese für die Tiere unbrauchbar werden. Auch Störungen während der Koloniebildung im Frühjahr können eine Ursache sein. Die Tiere haben kaum noch große Räume, um ihrem Brutgeschäft nachzugehen. Störungen führen jedoch im Allgemeinen nur zur Verlängerung des Brutgeschäfts oder zur Aufsplitterung und häufig zur Neubildung von Kolonien an Orten, an denen die Vögel noch weniger willkommen sind. Eine großräumige Umverteilung der Saatkrähenkolonien von der Stadt zurück aufs Land ist nicht zu erwarten und selbst durch rigorose Maßnahmen nicht erzwingbar. In jüngerer Vergangenheit mehren sich Hinweise auf illegale Beseitigungen von Nestern, sodass die Zukunft der Saatkrähe keineswegs als gesichert angesehen werden kann. Um die Entwicklung der Koloniestandorte, die Zahl der Brutpaare zu verfolgen und sich auch bei Problemen mit den lokalen Akteuren zu verständigen, führt die HGON jährliche Bestandserfassungen durch. Mehr Verständnis und Toleranz für die in Hessen als bedroht eingestufte Saatkrähe, für die der Main-Kinzig-Kreis eine besondere Verantwortung trägt, soll durch diese Arbeit weiterentwickelt werden.